Kernbohrungen nicht nur für Rohrleitungen
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Am Rande von Stuttgart ist ein außergewöhnliches Wohnhaus entstanden:
Erstmals entstand in Deutschland ein Gebäude, bei dem die komplette sichtbare Hülle aus konstruktivem Dämmbeton besteht. Nicht nur die Außenwände, sondern auch das gefaltete Dach wurden fugenlos ohne zusätzliche Wärmedämmschichten errichtet. Geplant und ausgeführt wurde der preisgekrönte Entwurf, von dem Stuttgarter Architekten Matthias Bauer und seinem Team MBA/S.
Gutes Klima
Seine besonders hohe Wärmeschutzwirkung erzielt das natürliche massive Baumaterial dabei auf zweierlei Weise: Zum einen wird Glasschaumschotter statt Kies als Zuschlagstoff eingesetzt, zum anderen enthält die Zementmatrix einen Luftporenanteil von 20 Prozent. Bei einer Wandstärke von 45 Zentimetern sorgt der diffusionsoffene Baustoff für ein hervorragendes Raumklima mit optimalen Feuchtigkeitsausgleich – wie in einem alten Steinhaus bleibt es im Winter angenehm warm und im Sommer angenehm kühl.
Lichtblicke
Die interessante Konstruktion interessiert aber die Bohr- und Sägebranche aus einem weiteren Grund: eine Vielzahl von Kernbohrungen wurden benötigt. Zwar dienten einige Bohrungen den üblichen Versorgungsleitungen, doch der überwiegende Teil sollte, als architektonisches Gestaltungselement, „Lichtblicke“ ermöglichen um „gelenkt inszenierte Blicke durch die Bullaugen
Das preisgekrönte Wohnhaus. Das Bad im Dachgeschoss. Bohrung in der Dachschräge. gen Himmel und in die Stadt“ zu bekommen, so der Architekt Matthias Bauer. „Die gebohrten Bullaugen in Fassaden und Dachflächen bieten wenig Einblicksmöglichkeiten stattdessen jedoch gezielte Ausblicke und Tageslicht.
Schwierig zu bohren
Gerhard Storz, Bohr- und Sägeunternehmer aus Sindelfingen, war mit dieser Aufgabe betraut. „Diese verhältnismäßig kleinen Öffnungen mit 40 cm Durchmesser wurden gebohrt, weil das bei dem weichen Material viel einfacher geht als sie zu schalen, zudem sie sehr dicht beieinander lagen“ so Gerhard Storz. „Dennoch war es garnicht so einfach durch das zähe Gemisch von Glasschaum, Sand und Zement zu schneiden“. Zudem wurde bei den festverglasten Löchern zweistufig gebohrt: Innen 400 mm und außen, für den Glasrücksprung 450 mm.
Gerhard Storz rückblickend
„Dennoch war es eine interessante und lehrreiche Aufgabe an einem außergewöhnlichen Bauwerk“